🎯GR-MSVW-OMSV-AGSV🎯
…..oder die Auferstehung von Alfred Hitchcock!
Früh war Tagwache am 6.4.2018. Auf dem Marschbefehl Stand: Wettkampf Schiessanlage Rossboden Chur. Rund 2 Std. Autofahrt zuzüglich Regenerationsphase vor dem Wettkampf.
Um 6h fuhr ich daheim los.
Ein Wettkampf mit gemischten Gefühlen für mich. Die Bündner Kameraden hab ich längst ins Herz geschlossen und gemeinsam haben wir schon viel erlebt, die Winterthurer, bei denen ich auch in der Matchgruppe schiesse auch emotional verbunden, und die Berner Delegation mit Marlis von Allmen, mit ihr hab ich bekanntlich jahrelang im AGSV geschossen. Somit viele Mitstreiter am Start, mit denen ich persönlich viel erleben durfte in all den Jahren. Spitzensport kennt jedoch bekanntlich keine Sentimentalitäten, und geschenkt wird mir garantiert nichts, soviel war klar bzw. mir bewusst.
9h (genau) Startzeit – 1 1/2 Std. inkl. Probeschüsse Schussrichtung Calanda.
Vorne weg: Liegend gelang wieder mal mehr schlecht als recht. 98/97/95 – in der letzten Passe 89/90/90 ausgeschossen. „Es isch zum Haaröl seiche“ hat mal einer gesagt. Ich finde den Fehler nicht wirklich. Ich glaub ich brauche einen Trainer 😄. Immer einen Hauch zu spät am Abzug. Das geht nicht mit dem Standardgewehr- die Schüsse müssen rein schlüpfen, beim überwinden des Restwiederstandes.
Somit mit 290 Pkt. Liegend bereits in der Defensive, denn die Besten lagen um die 296-293 Punkte.
Im Wissen, dass ab ca.10.00h bei Sonnenschein der Wind stärker wird, blieb ich zügig bei der Sache, denn die Bedingungen würden sicherlich nicht einfacher. Die ersten 9 Probeschüsse alles 10er. Wann soll ich den Matchknopf drücken? Trotz Zentrumstreffer fühlte ich mich noch nicht 100% bereit.
Schuss 10, 11, 12 & 13 alles Neuner – die Stellung hat sich nun gesetzt – Schuss 14 & 15 wieder Zentrumstreffer nach erfolgter Korrektur an der Zieleinheit. Der Kniendteil begann mit Druck auf den Matchknopf.
Die Mündung stabil im 10er. Mal einen Hauch links oder rechts, aber das reicht um den 10er zu halten. Erste Passe 98 war ok. 2x 89er verhinderten die Füllung zur Maximal möglichen Punktzahl.
Selbstreflexion ist gefragt!
Schuss 11 & 13 bereits wieder 2 Neuner, dazwischen eine Mouche. Schuss 14 dann rechts ein 8er, und das noch nahe an der 7ner Grenze. Was ist passiert???? Fehler wo? – Kurzer Blick zu Nachbars Scheibe. Ich registrierte auch rechts in der Trefferlage. Aha, der Windschalter wurde betätigt. Da wir keine Windfahnen hatten, mussten die Bäume und Gräser als Orientierung reichen. Das Gras wellte teilweise massiv auf der rechten Schiesstandseite. Wahrscheinlich hab ich bei Schuss 14 eine Windböe erwischt, die ich ohne Windfahne nicht registriert hab.
Vorsorglich drehte ich 1/2 der nötigen Korrektur. Schuss 15 dann ein 87er, immer noch rechts. Die restlich nötige Korrektur vollzogen, ich war wieder im Zentrum und konnte mit fünf 10er in Folge die Passe auschecken und 95 Pkt. notieren.
Jetzt muss ich aber das Eisen hinhalten, wenn ich um den Sieg mit kämpfen will, schoss es durch den Kopf. 583 Pkt. waren theoretisch noch möglich und das bedeutet bei diesen Bedingungen wohl einen Podestplatz. Ob es zum Sieg reichen würde war offen.
Das Selbstgespräch – „Du losch nor ab, wenn’s Zielbild stimmt“
Voller Fokus auf den Job hinter dem Kolben. Der Maschinist funktionierte einwandfrei. Vor den letzten drei Schüssen nochmals ein Selbstgespräch: „Du losch nor ab, wenn’s Zielbild stimmt“.
Gesagt, getan- 99/99/97 waren die Schusswerte- 291 Kniendpunkte. Gesamtscore 581 Pkt. Zu welchem Rang reicht das?
Zur Linken (nicht politisch) von mir Haltiner – in der Hochrechnung noch 583 möglich, aber noch 17 Schüsse zu schiessen. Zur Rechten von Allmen bereits nicht mehr 581 möglich. Nay‘s Kopfschütteln gab Auskunft über seinen Zwischenstand. Marcel Ochsner auch solide mit total 575 und ganz rechts im Stand Georg Maurer, in den letzten Schüssen des Wettkampfes. War toll dem Lokalmatador zu zuschauen. Er reihte 10er um 10er auf das Standblatt. Der letzte Schuss musste entscheiden!
Mit 288 Kniend und 293 Liegend total 581 P. mit mir im Gleichschritt. Die Mouchen mussten entscheiden. Maurer 20 Mouchen – Denzler 21 Mouchen (ich erinnere mit 3 Innenzehner ausgeschossen).
„Never ever give up“
Wenn man von Fotofinish im Schiesssport spricht, ist es genau dieser Moment. „Never ever give up“ – es hat nicht der Bessere, sondern der Glücklichere gewonnen. Ich hätte es auch dem Georg gegönnt, aber die 20.- Kranzkarte hat für mich eine spezielle Bedeutung. Die löse ich wohl nie ein. Selten war ein Wettkampf so auf Messer‘s schneide – einfach grossartig. Genau darum liebe ich Sportschiessen. Faszination auf mentaler und sportartspezifischer Handlung.
Das anschliessende Beisammensein unter Gleichgesinnten war ebenso wertvoll wie der Wettkampf. Toll und Danke an alle, die den für einmal weiteren Anreiseweg nicht gescheut haben. Respekt an die OMSV Athleten, die hatten den weitesten Weg, aber mit Schiesstasche etc. ist ÖV keine Option 😄.
See you soon- bis bald & Schöne Sunntig